Leimeier/Sturm: Lippstadt Historische Lithografien und Fotos

Artikelnummer: 1022

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Beschreibung


Vorwort der Herausgeber

Alle Lithografien, die in diesem Buch abgedruckt sind, stammen aus dem Besitz von Volker Sturm, einem passionierten Postkartensammler aus Lippstadt, der für die Zusammenstellung verantwortlich ist.

Weitere Lithografien sind Schlossansichten von Duncker und Herle, diverse Stadtansichten und einzelne Gebäude (Künstler und Werbung), Ansichten von öffentlichen Gebäuden, Kirchen, Schulen, Firmen, Gastronomie, Handel, Handwerk und Industrie (auf Plakaten, Etiketten, Geschäftskarten, Katalogen und Briefköpfen). Durchgängig federführend bei Lithografien aus Lippstadt war die Druckerei August Staats in Lippstadt.

Die kommentierenden Texte fügte der Herausgeber dieses Bandes bei.

Was ist eine Lithografie?

Der Steindruck oder Lithografie wurde vor über 200 Jahren von dem Künstler und Erfinder Alois Senefelder (1771-1834) entwickelt. Neben der Erfindung des Druckes mit beweglichen Lettern von Johannes Gutenberg (um 1400-1468) und der Schnellpresse von Friedrich Koenig (1774-1833) ist die Lithografie eine der drei großen Erfindungen Deutschlands im Druckwesen.

Die Lithografie ist das älteste Flachdruckverfahren und gehörte im 19. Jahrhundert zu den am meisten angewendeten Drucktechniken für farbige Drucksachen, es wird auch als Reaktionsdruckverfahren bezeichnet. Als Lithografie werden bezeichnet:

  • die Steinzeichnung als Druckvorlage und Druckform zur Vervielfältigung mittels des Steindruckverfahrens,
  • der Abzug (Farbübertragung) vom Stein auf geeignetes Papier in der Steindruckpresse als das Ergebnis dieser Vervielfältigung,
  • das handwerkliche oder maschinelle Steindruckverfahren an sich.

Im Laufe des 19. Jahrhundert wurde die Lithografie durch Experimentieren und Adaptieren mit der Zeit zu einem etablierten Druckprozess. Erst einige Jahre später wurden mit Hilfe dieser Technik auch Bilder reproduziert und der Weg zur Künstler-Lithografie war geebnet.

Für den Vorgang wird ein plangeschliffener Stein als Druckplatte genutzt. Darauf wird gezeichnet und anschließend wird der Stein mit Wasser benetzt. Die Poren des Steins saugen das Wasser auf, so dass beim Aufwalzen der Druckerschwärze nur die mit Fettkreide oder -tinte bezeichneten Stellen die Farbe annehmen, alle übrigen Flächen sie aber abstoßen. Dann erfolgt durch direktes Anpressen des Papiers auf den Stein der eigentliche Druckvorgang.

Das Besondere an einer Lithografie ist, dass die Kunstwerke in kleinen Auflagen aus einer Originalzeichnung des Künstlers produziert werden.

Die Lithos, die direkt vom Originalstein gedruckt wurden, werden als Original-Lithografie bezeichnet. Es handelt sich dabei nicht um Reproduktionen; eine Original-Lithografie hat das Potenzial von großem Wert zu sein - selbst wenn es sich 'nur' um eine Postkarte von Paul Klee handelt.

Postkartenlithografien sind ein sehr beliebtes Sammelobjekt. Für Postkarten wurde diese Technik im Wesentlichen von ca. 1872 bis ca. 1910 als Ansichtskarte genutzt. Sie sind entweder mehrfarbig (Chromolithografie) oder einfarbig. Bei mehrfarbigen Lithografien werden verschiedene Farbschichten übereinander gedruckt.

Lithografien dieser Zeit sind häufig mit aufwändiger Ornamentik (Blätter, Blumen, geschwungene Linien) versehen und haben meist eine ungeteilte Adress-Rückseite. Aber auch viele Künstlerkarten, Glückwunschkarten und patriotische Ansichtskarten wurden zu dieser Zeit lithografiert.

Betrachtet man eine Farblithografie (Chromolithografie) aus verschiedenen Blickwinkeln, erkennt man den mehrschichtigen Farbauftrag. Auch durch Berührung kann man Lithos gewissermaßen „erfühlen“ - der Farbauftrag hat eine leichte Struktur.

Drucktechnik
Die zu druckende Zeichnung wird mittels Lithokreide oder Lithotusche und einem (Papierwischer) auf einen geschliffenen, feinporigen Kalkstein aufgetragen.

Die so aufgetragene Zeichnung wird nun mehreren Prozeduren unterzogen, um sie für den Seriendruck vorzubereiten. Während des Seriendrucks wird auf den präparierten Lithografiestein Druckerfarbe aufgetragen und unter hohem Druck auf das zu bedruckende Papier gepresst.

Geschichte
Die Lithografie war bis 1910 eine gängige Drucktechnik für verschiedenste Drucksachen. In der heutigen Zeit kommt sie fast nur noch in künstlerischen Bereichen zur Anwendung.

Chromolithografie
Die Erfindung der Chromolithografie wird dem deutsch-französischen Lithografen Godefroy Engelmann aus Mühlhausen zugeschrieben. Er patentierte seine Erfindung zur Herstellung farbiger Lithografien bereits 1837. Hierfür wurde das zu druckende Bild in bis zu 21 Farben zerlegt und anschließend in ebenso vielen Schritten übereinander gedruckt. Das fertige Bild erreichte eine Farbqualität ähnlich der echter Ölfarben.

Zunächst waren Lithografien fast immer einfarbige Vorläufer, ab etwa 1895 wurden Ansichtskarten überwiegend als mehrfarbige Chromolithografien gedruckt. Es wurden meist zwei oder mehrere Einzelbilder eines Ortes bzw. einer Stadt um eine Hauptansicht bzw. Totalansicht gruppiert. Lithografien sind häufig mit Ornamentik, Schnörkeln, Rähmchen, Ranken, Blumen oder Blättern verziert. Ansichtskarten aus dieser Epoche sind nicht automatisch alle Lithografien. Typisch für topografische Lithografien aus dieser Zeit ist ein Schriftzug auf der Bildseite mit Ortsnamen: Gruss aus …

Die Ära der Chromolithografien kam etwa um 1906 zu einem fast abrupten Ende. Nach dieser Zeit ist auch ein relativ deutlicher Wechsel im Stil der Ansichtskarten feststellbar, weil zu der Zeit der Jugendstil sich seinem Ende zuneigte.

Vorläufer

Vorläufer sind alle gelaufenen Ansichtskarten bis einschließlich 1895. Grundlage für diese Festlegung ist die Tatsache, dass sich die Ansichtskarte erst ab 1896 als bezahlbares, auflagenstarkes und leicht erhältliches Massenmedium durchgesetzt hatte. Vorläufer sind in aller Regel einfarbig gedruckt und Lithografien.

Mondscheinkarten

„Mondscheinkarte“ ist eine historische Bezeichnung für eine Modeerscheinung in der Ansichtskartenwelt. Es handelt sich hierbei um Karten, die eine Örtlichkeit, wie beispielsweise eine romantische Stadtszene, im Mondschein zeigen. Auf diesen Ansichtskarten ist fast immer der Vollmond zu sehen. Neben Lithografien mit Mondscheinmotiven gibt es zum Beispiel auch Fotoansichtskarten, bei denen durch Nachbearbeitung die Illusion der Nachtaufnahme erzielt wurde. Beliebt waren Mondscheinkarten um 1900; die meisten Karten stammen aus der Zeit von 1898 bis 1906.

Im Rahmen dieses Bandes finden sich die Lithografien (mit wenigen Ausnahmen) immer auf der rechten Buchseite, auf der linken stehen Erklärungen zum Motiv, weitere Fotos, zum Teil auch historische Angaben und Literaturhinweise. Mit diesen zusätzlichen Bild- und Textinformationen wird das Buch zu einem umfangreichen interessanten Stadtführer.

Sollten Sie im Besitz weiterer Lithografien weiterer Ortsteile oder fehlender Gebäude sein, bitten wir Sie freundlich uns diese zum Abdruck zur Verfügung zu stellen.

Wir wünschen Ihnen viel Freude beim Betrachten der historischen Lithografien.


Walter Leimeier

Volker Sturm